Artikel: Wenn Männer Mucke machen...
„Open Stage" - da strömt geballte Energie von der Bühne
HESSISCH OLDENDORF. „Listen to the music" - was für ein Ohrwurm für einen Männerbandworkshop! Als zehn Männer über 50, darunter vier Bläser und ein Banjo-Spieler den Hit der Doobie Brothers anstimmen, geht wohl allen das Herz auf - auch dem Publikum, denn da strömt geballte Energie von der Bühne.
28 Männer - Handwerker, Beamte oder Rentner, mit Kurzhaarschnitt wie mit Zopf - nehmen an der „Open Stage" des Netzwerks Popularmusik, der Männerarbeit der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers und des Kirchenkreises Grafschaft Schaumburg teil. Schon am Freitagabend, nach zwei Workshopphasen, zeigen sie beim ersten Live-Konzert im Kultourismusforum, wie viel Spaß sie daran haben, als Band aufzutreten. Nur wenige Stunden zuvor waren sich die meisten von ihnen noch fremd. „Musikmachen verbindet, schafft Nähe", verraten sie.
Pro Workshop wird ein Rock-, Pop-, Funk-, Soul- oder Jazz-Song in stets neuer Bandkonstellation von professionellen Coaches einstudiert und später live vorgetragen - von Tom Pettys gitarrenlastigem „Free Falling" über Grönemeyers „Männer" oder Coldplays „Viva la Vida" bis hin zu „Mighty Quinn". „Bewegend, wie hier so ganz unterschiedliche musikalische Qualitäten auf einen Nenner gebracht werden" , meint Gitarrist Norbert. „Aus beruflichen Gründen hatte ich die Musik zurückgestellt, nun bin ich im Ruhestand und habe mich hier angemeldet", erzählt ein 65-jähriger und gesteht: „Anfangs war ich aufgeregt, hatte das Gefühl, dass ich manches nicht schnell genug umsetzen kann, war wirklich gefordert. Aber schon bei unserem ersten Auftritt habe ich gespürt: Ich brauche keine Angst zu haben, selbst wenn andere besser sind, denn die Referenten trauen mir das zu und die Band trägt." Am Samstagnachmittag legt er auf der Kirchplatzbühne ein umjubeltes Solo hin.
Deister- und Weserzeitung (Dewezet), Autorin: Annette Hensel